Damit die Busse öfter über Stadtgrenzen fahren

Von vielen guten Aktionen im Wahlkampf hat mir die gemeinsame der Grünen in Dortmund und Castrop-Rauxel besonders gut gefallen. Sie haben an einem Samstag Ende August 2020 einen Museumsbus im 20-Minuten-Takt von Castrop-.Rauxel nach Dortmund-Westerfilde, zur dortigen S-Bahn-Station fahren lassen und damit eine ÖPNV-Lücke über die Stadtgrenze hinweg – wenigstens demonstrativ für einen Tag – geschlossen.

Im Ruhrgebiet gibt es gefühlt hunderte solcher Lücken im Liniennetz an Stadtgrenzen (siehe unten). Grund ist, dass wider besseres Wissen jede Stadt ihren und jeder Kreis seinen Nahverkehrsplan in Eigenregie erstellt. Die „Fortschreibung“ passiert oft eng verbunden mit eigenen Nahverkehrsunternehmen. Eine „Neuaufstellung“ eines regionalen Nahverkehrsplan, wie wir Grüne ihn seit langem und auch jetzt wieder in unserem Wahlprogramm zur #RUHRWAHL fordern, würde diese Binnensicht innerhalb von Stadt- und Kreisgrenzen überwinden.

Wer auf der Webseite des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr VVR nach zusammenhängenden Busfahrplänen für die Metropole Ruhr sucht, kann lange suchen. Es gibt regionale Pläne für das S-Bahn-Netz und Schnellbuslinien. Aber wer die Busverbindungen zwischen eng aneinandergrenzenden Städten sucht, darf sich ein Sammelsurium von ganz unterschiedlich gestrickten Einzelplänen nach Stadtname von A bis Z herunterladen unter https://www.vrr.de/de/fahrplan-mobilitaet/stadt-linien-netzplaene/. Viel Spaß beim Puzzeln! Einige Pläne, zum Beispiel Gelsenkirchen, Bochum, Witten, machen schon vom Design her deutlich, dass man bitteschön innerhalb der Stadt bleiben möge: Alles außerhalb der Stadtgrenze wird maskiert dargestellt. Als lebten Menschen hier nicht in einer Metropole, sondern auf Inseln…

Für politische Erkenntnisse und „NICHT-ÄRGERN-GRÜN-WÄHLEN“-Brettspiele (im Bild die Edition „Von Castrop-Rauxel nach Dortmund-Westerfilde“) ist daher die ÖPNV-Ansicht von Open Street Maps besser geeignet. Im Netz wie im Alltag – denken ganz offentlich wieder einmal die meisten Menschen weiter als in den Rathäusern des Ruhrgebiets. Auf den städteübergreifenden Übersichten von OpenStreetMaps kann man das uneffektive Planungsdesaster, diese „Spinnen“ an den Stadtgrenzen, sofort erkennen. Viel zu viele Busse wenden statt durchzufahren bis zum nächsten wichtigen Linienknotenpunkt in der Nachbarstadt. Manchmal fehlen nur wenige hundert Meter (siehe unten). Letztlich sind die Linienpläne für den öffentliche Nahverkehr das Beispiel für Kirchturmsdenken im Ruhrgebiet, das eigentlich keinem – von ein paar Besitzstandswahrern abgesehen – hilft.

An Erkenntnissen und Analysen – zuletzt wissenschaftlich untermauert im Regionalen Mobilitäts-Entwicklungskonzept des Regionalverbands Ruhr – mangelt es nicht. Damit diese „Sackgassen“ im Öffentlichen Nahverkehr endlich aufgelöst werden, hilft nur eines: Die Nahverkehrsplanung gehört in regionale Hände und sollte nach einheitlich vereinbarten Standards verbessert werden. Das wäre eine ideale Zusatzaufgabe für das neu gewählte Ruhrparlament und ein guter erster Schritt, um das Durcheinander der unterschiedlichen Verkehrsgesellschaften gleich mit zu sortieren.

Damit die Stadträte und die Kreistage endlich ihre Zuständigkeit für die Nahverkehrsplanung endlich an den Regionalverband Ruhr abgeben, müssen sie ordentlich Druck bekommen. Die Direktwahl des #Ruhrparlament (s) ist dafür eine riesige Chance. Deshalb: am 13.09. GRÜN WÄHLEN. Vielen Dank!

Hier sind noch ein paar mehr Beispiele für solche nervigen Netz-Lücken an Stadtgrenzen. Angegeben ist die ungefähre Strecke in Metern, die zusätzlich mehr gefahren müsste, um eine durchgängige Buslinie von beiden Seiten zu bekommen:

  • Gelsenkirchen „Katernberger Str.“, ca. 450 Meter bis Essen „Schalker Str.“
  • Essen „Grimbergstr.“ ca. 2.000 Meter bis Bochum „Gelsenkirchener Str.“
  • Essen „Dellwig Bahnhof“, ca . 1.100 Meter bis Oberhausen „Ripshorster Str.“
  • Dinslaken „Erlenstr.“, ca. 1.000 Meter bis Oberhausen „Friedensdorf“
  • Duisburg „Winkelnhausen Bruchstr.“, ca. 850 Meter bis „Friemersheimer Straße“
  • Gevelsberg „Knapp Bahnhof“, ca. 450 Meter bis Hagen „Obervogelsang“
  • Oberhausen „Weilerstraße“, ca. 1.600 Meter bis Duisburg „Alexanderstraße“

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